Schulgeschichten Teil 1 - die Milz: "Ihr Kind kann sich nicht konzentrieren..."

23.09.2019

Die Schule hat wieder gestartet und langsam kommen auch wieder die ersten Rückmeldungen von Kind und auch Lehrern. Abgesehen davon, dass vor allem in den ersten Schulwochen durchaus recht herausfordernden gruppendynamische Prozesse in den Klassen stattfinden, geht es oft auch gleich ans Eingemacht und schon gibt's Ansagen, Leseüberprüfungen, bei den etwas älteren Kindern bereits Tests und bald schon Schularbeiten. Konzentration ist gefordert und das über einen relativ langen Vormittag. Doch was, wenns grad nicht so gut klappt?

Den größten Einfluss auf unsere Fähigkeit zu denken, zu lernen und sich zu konzentrieren hat aus der Sicht der TCM die Milz. Bei starkem Milz-Qi denken wir scharf, können uns sehr gut konzentrieren und unsere Merkfähigkeit ist hoch. Ist das Milz-Qi allerdings geschwächt, ist unser Denken benebelt, die Konzentration und das Merkvermögen leiden deutlich.[1]

Die Milz ist das Yin-Organ im Element Erde und in der chinesischen Medizin wird der Milz die Verarbeitung von Nahrung und Flüssigkeit im Stoffwechsel zugeschrieben. Aus unserer heutigen Sicht würden wir die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) sowie den Dünndarm diesen Funktionen ebenfalls zuordnen. Sie alle tragen dazu bei, dass wir aus der Summe der Substanzen und Energien die wir tagtäglich mit Körper, Geist und Seele zu uns nehmen, etwas Lebenserhaltendes extrahieren können. Dieser Stoffwechsel von fremden zu körpereigenen Substanzen findet Tag und Nacht statt, am effektivsten allerdings in der Zeit von 9 bis 11 Uhr vormittags.

Warum ist das so und wo können wir als Eltern Einfluss nehmen?

In früheren Zeiten war der "Input" für Körper, Geist und Seele ein überschaubares Feld. Die Nahrung war limitiert auf das, was die Jahreszeiten hergaben. Heute ist die Nahrungsmittelindustrie in der Lage, völlig neue Speisen zu erschaffen, sogar mit Zutaten, die gar nichts mit Nahrungsmitteln zu tun haben (z.B. Erdöl) oder mit stark veränderten Lebensmitteln.

Unser Geist wird durch ein Vielfaches an Informationen stark beansprucht. Digitale Medien werden Kindern heute in einem zu hohen Maße zugemutet und zu oft haben Kinder im echten Leben noch nicht die sensomotorischen Verknüpfungen gebildet, die ihnen die Medien z.B. bei einer TV-Serie abverlangen.

Nicht unbeachtet sollte bleiben, dass auch Arzneien in Form von Impfungen und Medikamente verstoffwechselt werden müssen und den Körper von Kindern nicht unerheblich belasten. Das soll nicht heißen Medikamente grundsätzlich zu vermeiden, aber in der heutigen Zeit ist es wichtiger denn je Medikamente für Kinder sorgsam und verantwortungsvoll einzusetzen. Nicht jede Erkältung braucht umgehend ein Medikament und nicht immer muss Fieber gleich medikamentös gesenkt werden.

Die ersten Anzeichen für eine Überlastung der Milz können sein, dass die Kinder sich vormittags zur Milz-Zeit (9-11 Uhr) matt, benebelt und auch körperlich schwer und gebläht fühlen.


Ihre Aufnahmefähigkeit ist erschöpft und alles, was sie jetzt noch zu sich nehmen, empfindet die Milz als zusätzlich belastend, statt dem Körper und dem Geist Energie zu liefern. Unglücklicherweise sitzen um diese Zeit die allermeisten Kinder in der Schule und Aufmerksamkeit und Konzentration sind auf das Höchste gefordert. Mit einer überlasteten Milz haben allerdings Lehrer und Schüler ihre Mühe, denn die Milz schafft es nicht, den jungen Körper mit ausreichend Energie zu versorgen - die Konzentration lässt nach, die Leistungen sinken, die Merkfähigkeit ist gering. Zu guter Letzt haben auch die Eltern nachmittags ihre Mühe die Kinder zur Hausübung zu motivieren. Wie soll man nachmittags Dinge üben, die man vormittags schon nicht aufnehmen konnte? Oft wissen Kinder dann nicht mehr, wie der Rechenvorgang war, der in der Schule erklärt wurde oder haben gar Schwierigkeit ihre Schulsachen beisammen zu haben.

Hinzu kommt, dass Kinder, deren Milz überlastet ist, rasch erschöpft sind und schneller zu Müdigkeit neigen. Jede körperliche oder geistige Anstrengung erfordert Energie, die oft nur mehr in sehr begrenztem Ausmaß zur Verfügung steht.

Weitere Merkmale einer belasteten Milz können sein:

Ø Abwehrschwäche

Ø Häufiges Grübeln und Nachdenken

Ø Allgemeine Verdauungsstörungen

ØNeigung zu blauen Flecken Blähungen

Bei Erwachsenen auch:

Ø Bindegewebsschwächen

Ø Ödeme

Ø Heißhunger auf Süßes


Die Ernährung aus Sicht der TCM 


Ist die Milz überlastet, sollte man ihr auch Schonzeiten gönnen. Im Fall von den
Ernährungsgewohnheiten von Kindern heißt das: Regelmäßigkeit, feste Rituale bei Mahlzeiten und auch Essenspausen festlegen. Entgegen den Befürchtungen vieler Mütter, treiben Essenspausen unsere Kinder nicht in die Unterernährung. Essenspausen sind wichtig und gesund, um dem Körper (und aus chinesischer Sicht vor allem der Milz) Zeit zu geben die Stoffwechselvorgänge abzuwickeln. Damit ist aber nicht Fasten gemeint, sondern lediglich die Pausen zwischen den Mahlzeiten bewusst einzuhalten, ohne ständig Zwischensnacks anzubieten.
Bei Milz-Qi-Mangel ist es erforderlich regelmäßig und leicht Verdauliches zu essen. Leichte
Bewegung nach dem Essen, zum Beispiel ein Spaziergang, fördert die Qi-Bildung zusätzlich.Folgendes sollte man aus Sicht der TCM vermeiden: 

➢ Zuviel Rohkost 

➢ Zuviel Milchprodukte 

➢ Zuviel Zucker, Süßigkeiten, etc. 

➢ Nudelgerichte mit Sahnesoße, Pizza, fettige Speisen 

➢ Übermäßigen Fleischkonsum 

➢ Unregelmäßige und späte Mahlzeiten 

➢ Kalte Getränke 

➢ Konservennahrung 

➢ Speisen aus der Tiefkühltruhe oder Mikrowelle

Folgende Lebensmittel werden empfohlen um das Milz-Qi zu stärken (Beispiele): 

➢ Kleine Mengen an Scharf-Warmem/Scharf-Heißem um die Milz zu stärken 

➢ Alle Getreide sind geeignet (am besten erwärmt als Congee, Brei oder Suppe) 

➢ Gemüse wie Karotten, Erdäpfel, Süßkartoffeln, alle Kohlsorten, Kürbis, Champignon,
Austernpilz, Shitakepilz 

➢ Hülsenfrüchte wie gelbe Sojabohne, Tofu, Adzukibohne, Erbse, Saubohne 

➢ Obst wie süßer Apfel, Feige, Kirsche 

➢ Fleisch vom Huhn, Ente, Gans, Rind 

➢ Fisch wie Karpfen, Hering, Barsch, Sardelle, Langusten 

➢ Ei 

➢ Honig 

➢ Gewürze: Pfeffer, Nelken, Koriander, Anis, Muskat, Zimt, Thymian 

➢ Süßholzwurzeltee